Der Wanderfalke – schutzbedürftiger Felsbrüter

Der Wanderfalke – grösster Falke der Schweiz –, ist bekannt für seine beeindruckende Fähigkeit, im Flug zu jagen. Mit atemberaubenden Sturzflügen, die Geschwindigkeiten von über 250 km/h erreichen, ist er das schnellste Tier der Welt.

Anders als sein Name vermuten lässt, ist der Wanderfalke in der Schweiz meist ortstreu. Weltweit kommt er auf allen Kontinenten vor, zeigt jedoch in anderen Regionen mehr Mobilität, besonders wenn die Felswände weiter auseinander liegen und die Jungvögel daher auf der Suche nach geeigneten Brutplätzen grössere Distanzen überwinden müssen. Denn der Wanderfalke nistet am liebsten in senkrechte Felswände – dort ist es geschützt vor Blicken und Störungen. 

Trotz seines robusten Körperbaus, seiner kräftigen Krallen und seines entschlossenen Blicks musste der beeindruckende Greifvogel in den 1960er-Jahren einen starken Bestandsrückgang hinnehmen. Grund dafür war vor allem der zunehmende Einsatz von Bioziden in der Landwirtschaft. Glücklicherweise erholte sich die Population nach dem Verbot bestimmter Giftstoffe wie dem berüchtigten Insektizid DDT. Doch auch heute bleibt die Art bedroht. Im Jurabogen sind die Bestände sind in den letzten zehn Jahren um besorgniserregende 20 Prozent zurückgegangen, nachdem sie zwischen 2005 und 2010 einen Höchststand erreicht hatten. Die Gründe für diese alarmierende Situation sind vielfältig.

Delikatesse für den Uhu 

Auch der Bestand des Uhus, eines natürlichen Konkurrenten des Wanderfalken, hat im Jurabogen wieder deutlich zugenommen. Dieser nachtaktive Greifvogel nistet ebenfalls in den Felsen, und diese Nähe kann problematisch sein. Wiederholt wurden Fälle beobachtet, in denen Jungfalken aus dem Nest geraubt wurden.

Ein weiterer Grund – wahrscheinlich der Hauptgrund – für die Bedrohung des Wanderfalken ist die Ausübung von Outdoor-Sportarten wie Gleitschirmfliegen, Klettern, Geocaching, manchmal auch einfach nur Wandern, in der Nähe der Brutplätze. Der Wanderfalke reagiert sehr empfindlich auf Störungen, sei es während der Brutzeit oder solange die Jungvögel noch im Nest sind. Nicht alle Individuen sind gleichermassen widerstandsfähig. Fest steht, dass ein Wanderfalke bei zu häufigen Störungen irgendwann sein Nest aufgibt. Solange die Küken noch nicht fliegen können, sind sie dann dem Untergang geweiht.

Felssperrung als Schutzmassnahme

Um Störungen zu vermeiden, hat der Kanton Bern ein System eingeführt, bei dem die Felsen zu Beginn der Brutzeit im Februar und März nach Nistplätzen abgesucht werden. Dank der intensiven Arbeit von freiwilligen Ornithologinnen und Ornithologen werden die vom Wanderfalken besetzten Felsen erfasst und können bei Bedarf von der Wildhut vorübergehend gesperrt werden. So erhalten die prächtigen Greifvögel genügend Zeit, ihre Jungen aufzuziehen. Dieser Kompromiss soll den Bruterfolg sichern und gleichzeitig ausserhalb der sensiblen Zeit, die sich von Februar bis Juni erstreckt, sportliche Aktivitäten ermöglichen. Wichtig ist auch die Sensibilisierung der betroffenen Akteure. Im Kanton Neuenburg läuft ein Pilotprojekt, bei dem die Klettervereine des Kantons (ASEN und Schweizer Alpen-Club SAC) direkt in das Monitoring der Vögel in sensiblen Gebieten einbezogen werden.

Für weitere Informationen (auf Französisch): https://www.cas-neuchatel.ch/environnement/escalade-et-protection-denvironnement.php.

Der Wanderfalke auf der Website der Schweizerischen Vogelwarte: https://www.vogelwarte.ch/de/voegel-der-schweiz/wanderfalke/

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