Der Bergpieper, Sänger der Bergkämme
Der Bergpieper ist die häufigste Vogelart der Alpen. Er nistet dort in beeindruckenden Höhen von bis zu 3'000 Metern. Neben diesem Hauptverbreitungsgebiet in der Schweiz gibt es kleinere Populationen entlang der Jurakette – insbesondere rund um den Gipfel des Chasseral. Dort findet diese Vogelart ihre bevorzugten Lebensbedingungen, nämlich eine durch traditionelle Sömmerungswirtschaft erhaltene kurzrasige Vegetation.
Der Bergpieper nistet direkt auf dem Boden, genauso wie die Lerchen (Feldlerchen und Heidelerchen) sowie seine Verwandten, die Baumpieper und Wiesenpieper, die allesamt auf den Bergkämmen des Chasseral zu finden sind. Für die Ablage der vier bis sechs Eier baut der Bergpieper aus Zweigen ein einfaches Nest, geschickt getarnt von Grasbüscheln. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Jungen, die anschliessend noch einmal etwa zwei Wochen im Nest bleiben, bevor sie flügge werden.
Der männliche Bergpieper gilt mit seinem bläulich-grauen Kopf und der zart rosafarbenen Brust als der farbenprächtigste Pieper der Schweiz. Und doch wirkt er eher dezent, mit einem feinen, unaufdringlichen Charme. Die Weibchen sind mit ihrem graubraunen, gesprenkelten Gefieder noch unauffälliger. Wie viele Angehörige der Familie der Stelzen und Pieper (Motacillidae) – allen voran die Bachstelze – zeichnet sich auch der Bergpieper durch seine ausgeprägte Lauffähigkeit aus. Während sich die meisten Sperlingsvögel bevorzugt mit kleinen Sprüngen fortbewegen, laufen Stelzen und Pieper gerne und legen kurze Strecken schnell und in gerader Linie zurück. Ein markantes Merkmal der bodennahen Lebensweise des Bergpiepers sind die auffallend langen Zehen: Sie vergrössern die Auflagefläche und erleichtern ihm die Fortbewegung im Gras.
Ausdauernder Sänger mit besonderem Zugverhalten
Der Gesang des Bergpiepers kann an schönen Sommertagen sehr eindringlich und anhaltend sein und mitunter einen beträchtlichen Teil der alpinen Geräuschkulisse ausmachen. Er besteht aus einem langsamen, monotonen Triller, der sich nach einigen Sekunden beschleunigt, bevor eine flötende Strophe folgt, die mit einer aufsteigenden Phrase endet. Mit etwas Übung lässt sich sein Gesang auf den Wegen rund um den Chasseral-Gipfel gut heraushören – auch wenn die Feldlerche meist noch lauter singt.
Den Winter kann der Bergpieper wegen der Schneedecke nicht in unserer Region verbringen. Er zeigt dann ein seltenes, spezielles Verhalten, denn im Herbst zieht ein Teil der Population nordwärts, in Richtung der Küsten des Ärmelkanals. Dabei handelt es sich weniger um eine Wanderung in eine bestimmte Richtung als vielmehr ein Abstieg in tiefergelegene, feuchtere Lebensräume, die im Winter nicht dem Frost ausgesetzt sind – zum Beispiel die Küste.
Alpine Stimmung am Chasseral
Der Bodenpieper ist weder in der Schweiz noch weltweit gefährdet. Seine Anwesenheit am Chasseral verleiht dem Jura einen Hauch alpiner Stimmung und zeigt, dass dieses Gebiet für die Vogelwelt von besonderer Bedeutung ist. Erwähnenswert sind beispielsweise das Vorkommen anderer Alpenvogelarten wie Steinschmätzer und Zitronenzeisig, aber auch die aussergewöhnlich hohe Dichte an Feldlerchen – die grösste Population dieser Art in der Schweiz. Damit dieser ökologisch wertvolle Lebensraum bewahrt werden kann, ist es wichtig, dass die Landwirtinnen und Landwirte die Weiden auch weiterhin so sorgfältig bewirtschaften wie bisher.
Für weitere Informationen: https://www.vogelwarte.ch/de/voegel-der-schweiz/bergpieper/
